Bürgergeld 2025: Empfänger meiden Jobcenter – Reformpläne gegen kontaktlose Bezüge
3. Juni 2025
Das deutsche Sozialsystem gilt als eines der stabilsten in Europa – es unterstützt Menschen auch dann, wenn sie keiner Erwerbstätigkeit nachgehen. Doch aktuelle Berichte zeigen: Immer mehr Bürgergeld-Empfänger erscheinen nicht mehr im Jobcenter, ohne dass dies finanzielle Konsequenzen für sie hätte
(Karlsruhe Insider).
Für viele Berufstätige, die täglich zur Arbeit gehen, wirkt das wie ein Schlag ins Gesicht. Es gibt Bürgergeld-Bezieher, die seit Jahren nicht mehr persönlich beim Amt vorstellig geworden sind. Wer vermutet, dass dies zu automatischen Sanktionen führt, liegt jedoch falsch.
Zunehmende Zahl meidet das Jobcenter – bislang ohne Sanktionen
Die neu gewählte Bundesregierung unter Friedrich Merz kündigte im Frühjahr 2025 an, deutlich härter gegen Missbrauch im Bereich der Grundsicherung vorzugehen
(Haufe). Besonders Mitarbeitende in Jobcentern begrüßen diesen Kurswechsel. Ihnen fehlte bislang die rechtliche Grundlage, um gegen wiederholtes Fernbleiben oder Leistungsverweigerung konsequent vorzugehen.
Denn: Solange Bürgergeld-Empfänger keinen konkreten Vermittlungsvorschlag erhalten und diesen ausdrücklich ablehnen, greift das aktuelle Sanktionssystem nicht. Eine völlige Abwesenheit vom Jobcenter kann daher über Monate oder sogar Jahre folgenlos bleiben. Ein drastisches Beispiel beschreibt eine Jobcenter-Mitarbeiterin gegenüber der BILD: „Manche meiner Kunden habe ich seit sechs Jahren nicht gesehen“
(BILD).
Reformpläne: Strengere Regeln und spürbare Kürzungen
Das Bürgergeld soll nach Plänen der Bundesregierung zu einer reformierten Grundsicherung umgebaut werden. Ziel ist es, gesetzliche Schlupflöcher zu schließen und die Handlungsfähigkeit der Jobcenter zu verbessern. Bislang werden Sanktionen meist nur verhängt, wenn Empfänger einen konkreten Job ablehnen – und auch das häufig erst nach wiederholtem Schriftverkehr
(Bürgergeld Zahlung).
Zudem liegt die erste Sanktion bei lediglich 60 Euro weniger im Monat – eine Summe, die viele offenbar nicht abschreckt. Das bestätigen auch interne Zahlen und Einschätzungen der Bundesagentur für Arbeit. Eine Recherche der WELT kommt zu dem Schluss, dass die Sanktionsmechanismen kaum greifen: „Die Zahlen sind schlechter geworden“
(WELT).
Jobcenter-Mitarbeitende fordern daher nicht nur effektivere Gesetze, sondern auch die Möglichkeit, empfindlichere Kürzungen vorzunehmen – insbesondere bei vollständiger Leistungsverweigerung oder langfristiger Kontaktverweigerung.
Soziale Balance in Gefahr?
Ohne spürbare Reformen könnten sich immer mehr Menschen vom Solidarprinzip abwenden. Denn viele Steuerzahlerinnen und Steuerzahler empfinden es als ungerecht, dass Leistungen weiterhin ausbezahlt werden, obwohl eine aktive Mitwirkung der Empfänger ausbleibt.
Die kommenden Monate werden zeigen, ob die angekündigten Gesetzesverschärfungen Wirkung zeigen – oder ob sich das Gefühl verstärkt, dass das System von einigen auf Kosten aller ausgenutzt wird.

